Oriole

(Oriolus oriolus)



Von Tierfreund zu Tierfreund

Dominik Eulberg

Er war der Shootingstar 2004. Spätestens mit seinem Debütalbum "Flora & Fauna" (Traum / Kompakt) war die Botschaft von diesem jungen, tierliebenden Produzenten aus Bonn und seinem atemberaubend frischen Technoentwurf auch bei all jenen angekommen, die nicht Woche für Woche das Maxifach im Plattenladen durchwühlen oder Sven Väths Tipps vernehmen - Letzterer hat Eulbergs Namen übrigens nicht nur kräftig gedroppt, sondern ihn auch als Produzenten für drei Tracks seines kommenden Albums angeworben. Für Eulberg eine tolle Sache, da er Väth viel zu verdanken hat; nicht unbedingt, weil er ihn als den Vater seines Erfolgs sieht, sondern da er von ihm in der Provinz Westerwald via Radio und später Clubbesuche musikalisch erzogen wurde.

Die zweite wichtige Einflussachse sind Jacqueline Klein und Riley Reinhold, die beiden Betreiber der Kölner Labels Traum/Trapez/MBF, da sie ihm gezeigt haben, dass Plattenfirmen keine schrecklichen Institutionen sind, sondern auch mit Herz und Liebe und fair betrieben werden können. Und da sie ihn einfühlsam dazu bewegt haben, sich ein ganzes Album zuzutrauen, was er so trotz zehnjähriger Produzenten-Erfahrung noch nicht für sich gesehen hatte.

Dabei ist sein Sound durch die Vielschichtigkeit wie geschaffen für das große Format. Eulbergs Musik ist gekennzeichnet vom Wissen um die Wirkung von psychedelischen Elementen, wie man sie beispielsweise von Luciano und Ricardo Villalobos kennt, um das verspielt Trancige, wie es das Werk eines Mathew Jonson prägt, sie weist zudem aber eine Konsequenz auf, die beachtlich ist. Seine Tracks raven knarzig, mit ordentlich tiefer gelegter Bassdrum und dem Spaß am schrägen Spektakel, stehen damit ganz in der Tradition von Väth - nennen aber eben auch einen eklektizistischen Anhang ihr Eigen, der neben Euphorie-fördernden Acid-Spielereien und Hedo-Hecheleien auch sehnsuchtsvolle Melancholie(pop)splitter und Minimalschöngeistigkeiten offenbart. Mit dem Ergebnis, dass die Releases einen geringen Abnutzungseffekt haben, lange spannend bleiben.

In letzter Zeit ist Eulberg vor allem als Remixer in Erscheinung getreten. Das liegt ganz pragmatisch daran, dass er wegen der vielen DJ-Gigs kaum zum Produzieren kommt und remixen eben schnell und trotzdem gut geht - sein Lieblingsremix aus der langen Auftragsliste ist dabei seine Bearbeitung von Nathan Fakes Gassenhauer "Dynamo". Trotz des tighten Schedules stehen aber einige Releases an: Neben einer Maxi mit Gabriel Ananda ("Harzer Roller" auf Traum) und zwei eigenen Maxis auf Traum bzw. Trapez kommt im Herbst mit "Bionik" auch ein Album auf Sven Väths Label Cocoon - hoffentlich wieder mit so tollen, die Spaß- und Pädagogikfahne in Techno hochhaltenden Titeln wie in der Vergangenheit. Denn bei Titeln wie "Die Wildschweinsuhle", "Gasthof Zum Satten Bass" oder "Die Rotbauchunken Vom Tegernsee" springen doch unser aller Herzen höher.

Lieblingsinstrument:

"Mein Lieblingsinstrument ist der Zufall, aber den kann man ja nicht wirklich nennen. Bei mir passiert nämlich sehr viel durch Zufall, wenn ich beispielsweise eine Spur mit Effekten auf eine andere ziehe. Aber statt eines Instruments kann ich mein Studio nennen: Ich habe mir im Westerwald ein tolles Haus mit Kamin am Waldrand gemietet, das könnte man sich in Köln gar nicht leisten. Das ist so eine richtige Jagdhütte mit ausgestopften Tieren an der Wand und Schafs- und Bärenfellen auf dem Boden. Dahin zieh ich mich zum Produzieren zurück."

Newcomer:

"Marek Hemmann / Mathias Kaden, die beiden veröffentlichen auf Vakant, Raum Musik und Freude Am Tanzen. Sie haben wunderschöne Melodien und abgefahrene Beats, genau wie ich es mag."

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