Oriole

(Oriolus oriolus)



Full Interview: here

Dominik Eulberg – Die bunte Welt der Vögel

Ortstermin bei Dominik Eulberg. Interviews mit dem DJ, Producer und Biologen finden immer persönlich und vor Ort in seiner Heimat im Westerwald statt. Denn diese Zusammenkünfte sind weit mehr als nur Interview-Termine. Hier geht es auch raus in die heimische Natur, die der studierte Biologe stets in seine musikalische Werke einfließen lässt – auf seine eigene und sehr spannende Art und Weise.
Eigentlich liegen die Dinge genau umgekehrt, denn sein großes Anliegen ist Naturschutz – und die Musik hilft ihm als lustvoller Vektor dabei, dieses Anliegen publik zu machen und so weit wie möglich zu verbreiten. Sein aktuelles Werkzeug dazu ist das neue Album „Avichrom“, das dieser Tage auf !K7 Records veröffentlicht wird. Auf dem Langspieler widmet er sich der heimischen Vogelwelt und der abwechslungsreichen Farbenpracht ebendieser. Aber das ist nicht das einzige Thema bei diesem Besuch, denn der umtriebige Tausendsassa ist darüber hinaus auch der Protagonist eines weiteren großen Projekts.

In Deutschland gibt es 259 regelmäßige Brutvogelarten, aber es geht der Vogelwelt nicht gut. Seit 1850 ist der Bestand um 80 Prozent zurückgegangen. „Das Braunkehlchen ist ein Wiesenbrüter und diese beklagen sogar einen Rückgang um 90 Prozent der Population seit den 1980er-Jahren. Das liegt vor allem an der Hochleistungslandwirtschaft, da Wiesen fünf- bis sechsmal im Jahr gemäht werden“, beschreibt er einen Teil des Problems. Hinzu komme Insektenmangel, verursacht größtenteils durch Pestizide, wodurch die Vögel einfach keine Nahrung mehr finden.

Entstanden ist das Album schon im letzten Jahr, da kam gerade sein erstes Buch „Mikroorgasmen überall“ auf den Markt. „Musikmachen an sich fällt mir oft schwer, es ist letztlich ja nichts anderes, als eine Selektion aus unendlich vielen Optionen. Da kann man auch mal verrückt werden und sich verlieren“, schmunzelt der 43-Jährige und fügt hinzu: „Mit einem klaren Konzept schaffe ich mir einen Rahmen, in dem ich mich kreativ austoben kann.“

„Avichrom“ ist ein Kunstwort und bedeutet so viel wie „Vogelfarben“. Denn zu elf verschieden Farben findet man namentlich eine heimische Brutvogelart und so finden sich auf dem Album elf Tracks, benannt nach einem Vertreter der jeweiligen Farbkategorie. Für jeden Track hat sich Eulberg von dem Charakter und Habitus der jeweiligen Vogelart inspirieren lassen. Da er seit seiner Kindheit Vögel leidenschaftlich beobachtet, konnte er aus einem großen Pool an Erinnerungen und Begegnungen schöpfen. „Wie ein Maler, der ein Bild malt, habe ich dann ein Musikstück daraus gemacht. So “hört” man etwa die knallroten Augen des Schwarzhalstauchers, das geschwätzige Spotten des Gelbspötters, die Bedrohung des Braunkehlchens oder die freche Silbermöwe, während sie uns ne Pommes am Strand aus der Hand klaut.“

Des Weiteren hat Dominik Eulberg gerade bei Orchestral Tools seine erste Sample-Library namens „Habitat“ herausgebracht, ein Projekt, das ihn in den letzten Monaten sehr beansprucht hat. Auch hier steht natürlich die Natur Pate: Wie klingt ein bestimmtes Habitat, wie etwa ein Wald, eine Wiese, ein Moor, ein See etc., zu einer bestimmten Jahres- und Tageszeit. Einen ausführlichen Bericht hierzu findet ihr ebenfalls in dieser Ausgabe, auf den Seiten 86/87. Und wem das immer noch nicht genug Eulberg ist, dem empfehlen wir das begleitend zum Album erschienene gleichnamige Kartenspiel oder den Film „Heimat Natur“ von Jan Haft, der gerade auf DVD-/Blu-Ray herausgekommen ist und dessen Soundtrack von Dominik stammt.

Ach ja, das Konzept für das nächste Album steht natürlich schon.